Harpagophytum procumbens

WL_Teufelskralle Blüte und Blätter © Adobe Stock

Harpagophytum procumbens (Teufelskralle) zählt zu den Sesamgewächsen (Pedaliaceae) und ist vorwiegend in den trockenen Steppengebieten Südafrikas heimisch. Zwar gibt es mehrere, auch europäische Gewächse, die unter demselben Namen bekannt sind, als Heilpflanze gilt jedoch nur die südafrikanische Teufelskralle.

Zur therapeutischen Nutzung werden die bis zu 600g schweren und ca. 1m tief liegenden Sekundärwurzeln (Speicherknollen) verwendet. Die Primärwurzeln verbleiben im Boden, da aus ihnen nach der Trockenzeit ein neuer oberirdischer Spross entsteht. Dieser bildet verholzte Früchte mit Widerhaken aus, die sich im Fell von Tieren festheften und so die Verbreitung der Pflanze sichern. Von den Früchten mit den klauenähnlichen Haken leitet sich auch der Name der Teufelskralle ab.

Obwohl man bei Pflanzenheilmitteln die Wirkung nie nur auf einzelne Inhaltsstoffe zurückführen kann, so gelten in der Teufelskrallenwurzel Harpagosid und Procumbid als die wirksamkeitsbestimmenden Substanzen. Sie sind für den besonders bitteren Geschmack der Wurzel verantwortlich und zählen zu den Iridoid-Glykosiden. Außerdem enthält die Wurzel Phytosterine, Triterpene, Flavonoide, Harze, Wachse und verschiedene ätherische Öle.

Dort wo die Teufelskralle heimisch ist, wird sie schon seit Jahrhunderten als Heilmittel bei Verdauungsstörungen, Fieber, Entzündungen und Schmerzen geschätzt und verwendet. Die schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung bei vielen rheumatischen Erkrankungen konnte schon mehrfach klinisch belegt werden, weshalb auch bei uns das Interesse an der unscheinbaren Pflanze in den letzten Jahren gestiegen ist.

Zur Wirksamkeit von Harpagophytum procumbens (Teufelskralle) bei degenerativen und entzündlichen Erkrankungen von Rücken, Hüfte und Knie gibt es inzwischen mehr als 10 explorative und 3 konfirmative Studien.

Eine dieser Studien belegt, dass die Wirkung der Teufelskrallenwurzel bei Rückenschmerzen der eines nichtsteroidalen Antirheumatikums ebenbürtig ist, ohne aber dessen Nebenwirkungen mit sich zu bringen.

An der Schmerzklinik Kiel wurde eine placebokontrollierte Doppelblindstudie an Personen mit leichten bis mittelstarken Muskelverspannungen bzw. Rückenschmerzen durchgeführt. Die Probanden welche ein Teufelskrallenpräparat erhalten hatten, berichteten über ein deutliches Nachlassen der Schmerzintensität und der Muskelschmerzempfindlichkeit.

Weitere Studien wurden z.B. von Frau Prof. Sigrun Chrubasik an der Universität in Sydney und in Frankfurt durchgeführt.

Bei der Entschlüsselung der Wirkmechanismen konnten in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht werden. Man führt die großen Erfolge beim Einsatz der Teufelskralle gegen rheumatische Erkrankungen auf folgende sich ergänzende Effekte zurück:

1.     Schmerzlindernd und entzündungshemmend durch Interaktion mit dem Arachidonsäurestoffwechsel

Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure und wird dem Körper vorwiegend über tierische Nahrungsmittel zugeführt.

Aus Arachidonsäure synthetisiert der menschliche Organismus mit Hilfe der Enzyme 5-Lipoxygenase (5-LOX) und Cyclooxygenase (COX) über mehrere Stufen verschiedene hormonähnliche Substanzen. Über 5-LOX wird vorwiegend das Eicosanoid Leukotrien gebildet, welches besonders an allergischen Reaktionen und entzündlichen Gelenks- und Atemwegserkrankungen beteiligt ist. Mit Cyclooxygenase (COX) als Katalysator werden aus der Arachidonsäure verschiedene Prostaglandine. Diese werden dann wiederum zu Thromboxanen, Prostazyklinen und weiteren Prostaglandinen umgebaut.

Die entstandenen Stoffe wirken gefäßerweiternd oder -verengend, blutverdünnend oder -verdickend, blutdruckregulierend, schmerzauslösend oder entzündungsverstärkend. Weitere Wirkungen betreffen die Entstehung von Fieber, die Regulation der Nierenfunktion und den Schutz der Magenschleimhaut vor der Magensäure.

Im menschlichen Körper existieren mindestens 3 verschiedene Unterformen der Cyclooxygenase, welche als COX-1, COX-2 und COX-3 bezeichnet werden. Sie unterscheiden sich darin, in welchen Zellen sie vorkommen, ob sie ständig oder nur bei Bedarf aktiv sind und durch welche Substanzen sie gehemmt werden.

Im Fall der entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen ist COX-2 für die Beschwerden verantwortlich. COX-2 ist nur bei Entzündungen aktiv und bildet in geschädigtem und entzündetem Gewebe verschiedene Eicosanoide (Entzündungsfaktoren), die eine Entzündungsreaktion verstärken und aufrechterhalten.

Die Wirkstoffe der Teufelskrallenwurzel hemmen die Enzyme 5-LOX und COX-2 und bringen somit Entzündungen und Allergien zum Abklingen. Diese Wirkung wurde an der Universitätsklinik Freiburg genauestens untersucht und konnte bestätigt werden.

2.     Hemmung der Zytokinfreisetzung

Weiters wurde festgestellt, dass die Substanzen in der Teufelskrallenwurzel die Freisetzung von überschüssigen Zytokinen, wie dem Tumornekrosefaktor-ά und Interleukin 1β, besonders stark hemmen.

Zytokine sind Eiweißmoleküle, die den Immunzellen als Botenstoffe dienen und für den erfolgreichen Ablauf einer Immunreaktion mitverantwortlich sind. Sie steuern die Abwehr von Krankheitserregern indem sie Zellen aktivieren oder deaktivieren. Sind entzündungsfördernde und entzündungshemmende Zytokine in der richtigen Menge im Körper aktiv, ist gewährleistet, dass Erreger effektiv bekämpft werden, die Immunreaktion danach aber auch wieder zum Erliegen kommt. Ist die Balance gestört und es sind zu viele entzündungsfördernde oder zu wenig entzündungshemmende Zytokine vorhanden, kommt es zu chronischen Entzündungen wie Psoriasis, Rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn. Entzündungsfördernde Zytokine wie der Tumornekrosefaktor-α und Interleukin 1β, sind also wenn im Übermaß vorhanden, für die Knorpelzerstörung mitverantwortlich und behindern außerdem die Knorpelregeneration.

3.     Hemmung von Kollagenasen

Mit der Einnahme eines Teufelskrallenpräparates werden auch knorpelabbauende Enzyme, so genannte Kollagenasen gehemmt. Kollagenasen können die Peptidbindung zwischen Prolin und verschiedenen anderen Aminosäuren spalten und deshalb Kollagen abbauen. Sie werden vom Organismus gebraucht, um verletztes Gewebe und Knorpelabrieb zu beseitigen und Platz für neue Zellen zu machen. Ist das Gleichgewicht zwischen Ab- und Aufbau gestört oder beginnen die Kollagenasen durch einen Defekt auch gesunde Zellen abzubauen, kommt es zur Zerstörung des Gelenksknorpels oder anderer gesunder Gewebe.

Eve Morgenstern von der Pharmakologischen Forschungsgesellschaft Biopharm in Berlin kam zu dem Ergebnis, dass die entzündungshemmende Wirkung der Teufelskralle mit der von Phenylbutazon vergleichbar und ihr analgetischer Effekt der von Diclofenac überlegen ist.

In geringen Mengen dosiert ist die Teufelskralle auch ein sehr hilfreiches Präparat zur Unterstützung der Magenfunktion.

Sonstige Namen für diesen Wirkstoff

Teufelskralle