Acetyl-L-Carnitin
L-Carnitin ist unerlässlich für die Energieversorgung aller Organe, da die langkettigen Fettsäuren nur in Verbindung mit L-Carnitin in die Mitochondrien („Zellkraftwerke") transportiert werden können, wo sie für die Energiegewinnung „verbrannt" werden.
Der menschliche Körper kann in Leber, Nieren und Gehirn eine kleine Menge L-Carnitin aus den Aminosäuren Lysin (Trimethyllysin) und Methionin (S-Adenosyl-Methionin) synthetisieren, welche entweder über die Nahrung zugeführt werden müssen oder aus dem Abbau von Muskulatur-Eiweiß gewonnen werden. Der größere Teil an L-Carnitin muss aber über die Nahrung, es ist vorwiegend in rotem Fleisch enthalten, zugeführt werden. Organe wie Herz und Muskeln, die L-Carnitin nicht herstellen können, sind darauf angewiesen über das Blut versorgt zu werden. Die Leber muss also über ihren Eigenbedarf hinaus noch Überschüsse herstellen, die sie dann in den Blutstrom abgibt.
So lange genügend L-Carnitin zur Verfügung steht, kann jede Zelle über folgenden Ablauf Energie produzieren:
Zunächst werden langkettige Fettsäuren an das Coenzym-A gebunden. Durch das Enzym Acyl-CoA-Synthetase, welches nur an der Außenseite der äußeren Membran vorhanden ist, entsteht aus dieser Verbindung Acyl-CoA, eine „aktivierte Fettsäure", die bereits die äußere Membran der Mitochondrien passieren kann. Um jedoch auch die innere Membran durchdringen zu können, wird an dieser Stelle das L-Carnitin benötigt.
Durch das Enzym Carnitin-Palmitoyltransferase 1 (an der Innenseite der äußeren Membran) entsteht aus Acyl-CoA und L-Carnitin unter Abgabe von CoA das Acylcarnitin. Dieses ist dann die Form der Fettsäuren, die auch die innere Membran der Mitochondrien überwinden kann. In der Matrix, dem Inneren der Mitochondrien, wird dann der Prozess umgekehrt und das für die weitere Energiegewinnung (b-Oxidation) benötigte Acyl-CoA steht zur Verfügung.
Ist der Bedarf an L-Carnitin nicht abgedeckt, kommt der Energiestoffwechsel zum Erliegen und es treten Symptomen wie chronische Müdigkeit, Herzprobleme, schnelle Erschöpfung, Stimmungstiefs, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen auf. Außerdem werden die mit der Nahrung zugeführten Fettsäuren nicht in vollem Ausmaß in den Mitochondrien „verbrannt" und die Überschüsse dann in den Fettdepots gespeichert. Zudem können diese ungenützten Fette auch unter dem negativen Einfluss freier Radikale zu Problemstoffen werden, die für viele alterstypische Erkrankungen verantwortlich gemacht werden.
Ein Mangel kann entweder durch zu geringe Zufuhr der essentiellen Aminosäuren Lysin und Methionin, die als Ausgangsstoffe für die Carnitinsynthese benötigt werden entstehen oder auch durch zu wenig L-Carnitin in der Nahrung.
Besonders oft leiden Menschen mit Leber- oder Nierenerkrankungen an Carnitinmangel, da durch die Funktionsstörung des Organs auch die Carnitinproduktion beeinträchtigt ist.
Ein Mangel entsteht aber auch einfach mit dem Älter werden, da im Laufe der Zeit die Fähigkeit zur Eigensynthese immer mehr abnimmt. In dem Fall hätte aber die Einnahme von L-Carnitin nur sehr geringen Effekt, da bereits nachgewiesen werden konnte, dass L-Carnitin mit zunehmendem Alter nur mehr sehr schlecht von der Leber, welche das L-Carnitin aus dem Darm zugeführt bekommt, in den Blutstrom abgegeben wird.
Immer häufiger wird deshalb auf den Wirkstoff Acetyl-L-Carnitin, ein Ester mit wesentlich höherer Bioverfügbarkeit als ursprüngliches L-Carnitin zurückgegriffen. Die Verstoffwechselung von Acetyl-L-Carnitin, ist auch in höherem Alter ohne Probleme möglich und somit gegenüber L-Carnitin die effektivere Einnahmeform.
Acetyl-L-Carnitin steuert überdies die Verfügbarkeit von Acetyl-Coenzm-A und liefert so den Ausgangsstoff für die Acetylcholintransferase. Acetylcholintransferase katalysiert die Synthese von Acetylcholin, welches einer der wichtigsten Neurotransmitter im vegetativen und zentralen Nervensystem ist. Es ist z.B. für die Reizweiterleitung zwischen Nerven und Muskeln notwendig und dient, da es die Blut-Hirn-Schranke passieren kann, als Botenstoff bei vielen kognitiven Prozessen im Gehirn.
Speziell bei Alzheimererkrankten kommt es zu einem Mangel an Acetylcholin, da die produzierenden Nervenzellen absterben. In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Einnahme von Acetyl-L-Carnitin die kognitiven Leistungen bei Personen mit Alzheimer wesentlich verbessert. Es wurde beobachtet, dass besonders die Konzentrationsfähigkeit, das visuelle Gedächtnis, die Reaktionsfähigkeit und die visuell-räumliche Fähigkeit von der Einnahme von Acetyl-L-Carnitin profitieren. Diese Leistungssteigerung des Gehirns kann sich natürlich jeder zu Nutze machen. Mit dem Älterwerden ist auch eine vorbeugende Einnahme zur Erhaltung und Verbesserung der Lernfähigkeit und des Lang- und Kurzzeitgedächtnisses möglich und empfehlenswert.
Acetyl-L-Carnitin begünstigt zudem die Acetylcholin-Synthese und steigert die Sensibilität der Rezeptoren an welche Acetylcholin und Serotonin binden. Mit der Entdeckung dieses Zusammenhanges konnte auch der stimmungsaufhellende und antidepressive Effekt von Acetyl-L-Carnitin erklärt werden.
Eine weitere wichtige Wirkung ist der Schutz des Nervensystems vor Ammoniak, einem Stoffwechselgift, das vermehrt bei Funktionsstörungen der Leber und bei intensiver körperlicher Belastung als Abfallprodukt des Fettstoffwechsels entsteht.
L-Carnitin ist auch am Abtransport von Stoffwechselendprodukten aus roten Blutkörperchen beteiligt, verlängert ihre Lebensdauer, verbessert deren Elastizität und ihre Sauerstoffaufnahme und -abgabe. Besonders hilfreich ist Acetyl-L-Carnitin deshalb auch bei Durchblutungsstörungen wie Claudicatio intermittens („Schaufensterkrankheit"), da es die arterielle Durchblutung verbessert.
Ferner wurde bei der Einnahme von Acetyl-L-Carnitin festgestellt, dass die Reparatur von DNA-Schäden, die durch Sauerstoffradikale und alkylierende Stoffe entstehen, beschleunigt wird.
Auch die Neubildung, die Empfindlichkeit und der Erhalt von verschiedenen Rezeptoren (z.B. Nerven-Wachstumsfaktor-Rezeptoren und Insulinrezeptoren) wird unterstützt. Dies hat unter anderem positiven Einfluss auf zu hohe Cortisol-Spiegel und Potenzprobleme bei Diabetikern, die oft auf eine verminderte Erregbarkeit peripherer Nerven zurückzuführen sind.
Für Diabetiker ist L-Carnitin aber vor allem wegen der Fähigkeit giftige Ketone, die der Organismus von Zuckerkranken produziert, zu verbrennen und sie dadurch unschädlich zu machen, empfehlenswert. Zusätzlich wird auch die Bildung dieser schädlichen Stoffe reduziert und die Glucosetoleranz optimiert.
Durch den Einsatz von Acetyl-L-Carnitin nach einem Schlaganfall wird die Rehabilitationszeit erstaunlich positiv beeinflusst und Reperfusionsschäden können verringert werden. Die Gehirnfunktionen unterliegen einer rascheren Leistungsverbesserung und auch die Erholungsphase wird verkürzt.
Unter Sportlern ist die Einnahme von L-Carnitin und Acetyl-L-Carnitin schon seit längerem sehr beliebt, da es Ausdauer und muskuläre Leistung steigert, den Fettstoffwechsel und die Glukoseverbrennung optimiert, die Sauerstoffaufnahme und -verwertung verbessert, die Regenerationszeit nach sportlicher Anstrengung verkürzt und die übermäßige Laktatansammlung, die zu Muskelkater führt, vermindert.