Glutamin

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L-Glutamin zählt zu den sauren, nicht essentiellen Aminosäuren und diese beschrieb bereits 1877 der deutsche Chemiker Ernst Schulze. Die Aminosäure stellt mit rund 20 % den Hauptbestandteil der freien Aminosäuren im Blutplasma dar. Doch die höchste Konzentration ist in den Muskelzellen nachgewiesen - die Konzentration in den Zellen ist ca. viermal höher als die im Plasma. Sie ist an mehr Stoffwechselprozessen beteiligt als jede andere Aminosäure (unter anderem an der Säure-Basen-Balance, am Stoffwechsel von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten, an der Regulierung des Zellvolumens, der Produktion von Glutathion und der Steuerung des Gleichgewichts zwischen Katabolismus und Anabolismus).

Den größten Anteil der Glutaminversorgung übernimmt die Skelettmuskulatur aufgrund ihrer Maße. 50 % des zirkulierenden Glutamins wird als Energiesubstrat eingesetzt und oxidiert, 10-20 % werden für die Glukoneogenese (Bildung von D-Glucose aus organischen Nicht-Kohlenhydratvorstufen wie Pyruvat, Oxalacetat und Dihydroxyacetonphosphat) genutzt und der Rest wird für die Eiweißsynthese wiederverwendet.
Glutamin besitzt zwei Aminogruppen, wobei es hier eine seltene Ausnahme darstellt. Denn fast alle Aminosäuren besitzen eine Aminogruppe. Daher nimmt Glutamin im Aminosäure-Stoffwechsel eine zentrale Rolle ein: über Glutaminsäure (Glutamat) können alle anderen Aminosäuren gebildet werden. L-Glutamin wird aus der L-Glutaminsäure durch die sogenannte Glutamin-Synthetase hergestellt, wobei Adenosintriphosphat (ATP) verbraucht wird. Weiters können auch Purine, Pyrimidine (Nukleinsäuren, DNA-Baustoffe), Aminoglukoseverbindungen, Hormone und Co-Enzyme aus Glutamin synthetisiert werden.

L-Glutamin ist besonders wichtig für die Regulierung der Wassereinlagerung in den Zellen, um bei großer körperlicher Beanspruchung die Vergrößerung des Zellvolumens zu bewirken. Die Zellvergrößerung wertet der Körper als anaboles Signal, wodurch die Protein- als auch Glykogenbildung gefördert wird.

Es ist bedeutend für die Zellteilung und -neubildung, die korrekte Muskelfunktion, den Muskelaufbau und körperliche Regeneration.

Studien haben gezeigt, dass Athleten von einer Ergänzung mit L-Glutamin profitieren können, um Muskelkater zu reduzieren und die Regenerationszeit zu verkürzen.

Sie besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, wirkt antidepressiv, ist an der Regulierung des Blutzuckerspiegels beteiligt und wird sehr erfolgreich zur unterstützenden Behandlung bei Alkoholentzug (reduziert das Verlangen und Angstzustände) eingesetzt.

Besonders effektiv und bewährt ist L-Glutamin auch bei allen entzündlichen Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Sie dient als Nährstoff für die Enterozyten (Zellen des Dünndarmepithels) und ist somit besonders wichtig für eine gesunde Darmschleimhaut.

Bei Morbus Crohn liegt eine schwerwiegende Störung im Glutaminstoffwechsel vor.

Der Glutaminspiegel und die Aktivität der Glutaminase in der Mucosa ist erniedrigt. Durch den Mangel an L-Glutamin ist auch zusätzlich die Bildung von Glutathion gestört und das entzündete Gewebe ist Angriffen durch freie Radikale ausgeliefert.

Studien bestätigen die Rolle von L-Glutamin bei der Produktion von Immunzellen und der richtigen Funktion des Darms als körperliche Barriere gegen Infektionen.

Nach Darm- und Magenoperationen, bei Schäden an der Magenschleimhaut (z.B. durch Medikamente), bei Magengeschwüren und Gastritis ist die Einnahme ebenfalls sinnvoll.

Das Peptidhormon Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1, welches durch Glutaminsupplementierung im Darm abgegeben wird) hemmt Glucagon und erhöht die Glukoseempfindlichkeit der Betazellen im Pankreas, was wiederum die Abgabe von Insulin stimuliert und so den Blutzuckerspiegel senkt. Dabei hemmt GLP-1 die Apoptose der Betazellen und fördert die Proliferation und Differenzierung dieser Insulinproduzierenden Zellen. Außerdem schwächt GLP-1 den Appetit. Deshalb ist Glutamin für die Behandlung von Diabetes und Obesitas ein interessanter Baustein und bereits Forschungsgegenstand verschiedener klinischer Studien.

L-Glutamin kann des Weiteren in der Leber zu L-Glutaminsäure (L-Glutamat) abgebaut werden. Diese ist in der Lage schädliches Ammoniak aufzunehmen und der wichtigste anregende Neurotransmitter und Ausgangsstoff für die Synthese von GABA. Gedächtnis und Konzentration werden verbessert.

Auch das Immunsystem benötigt L-Glutamin. Bei kurzzeitigem Immunstress kommt es zu einer starken Vermehrung der sich schnell teilenden Zellen. Dieser Vorgang ist auch als Antikörper-Bildung bekannt und benötigt die Aminosäure als Katalysator. Die Aufnahme von L-Glutamin stellt eine schnell verfügbare Quelle sicher, so dass die Vermehrung der Abwehrzellen unterstützt werden kann.

Für die Herstellung von Glutathion, einem wichtigen Entgifter und Antioxidant, wird auch Glutamin benötigt. Glutathion ist ein Tripeptid bestehend aus Glycin, Glutamin und Cystein. Normalerweise ist die Aminosäure Cystein bei der Glutathionsynthese der begrenzende Faktor. Im Falle eines Glutaminmangels (durch Stress, Fasten, Intensivsport und Krankheiten) kann jedoch auch Glutamin die Produktion von Glutathion beschränken. Eine Supplementierung sowohl von Cystein als auch von L-Glutamin kann die Glutathionsynthese stark stimulieren.

Glutamin ist außerdem sehr wichtig für eine gute Wundheilung. Patienten mit schweren Verletzungen oder in geschwächter Verfassung nach einer Operation benötigen besonders viel Glutamin, da bei der Wundgenesung eine erhöhte Zellteilung sowie DNA- und Eiweißsynthese stattfindet. Fibroblasten, Makrophagen und Lymphozyten haben einen hohen Bedarf an Glutamin.

In der Tumortherapie findet Glutamin auch Verwendung – denn Tumorzellen sorgen immer für eine Sättigung ihres Glutaminbedarfs. Daher leiden Krebspatienten häufig an einem Glutaminmangel. Dies kann zu einer Schwächung des Immunsystems führen und folglich das Risiko von Metastasten erhöhen. Eine Supplementierung scheint die zelluläre Immunfunktion zu stimulieren, ohne dass das zusätzliche Glutamin das Tumorwachstum anregen würde.
Außerdem soll der Baustein die Nebenwirkungen bei der Chemo- und Strahlentherapie reduzieren. Durch die Einnahme signifikanter Mengen (5-10 g) können Symptome wie Entzündungen im Mund, erhöhte Permeabilität im Darm und Pilzinfektionen größtenteils verhindert werden.

Sonstige Namen für diesen Wirkstoff

L-Glutamin