Mariendistel

WL_Mariendistel © Adobe Stock

Die ein- oder zweijährige Mariendistel (Silybum marianum) gehört zur Familie der Korbblütengewächse. Sie ist in Südeuropa, Kaukasusländern, Klein- und Vorderasien sowie Nordafrika und auf den Kanarischen Inseln heimisch. In vielen weiteren Ländern ist sie eingebürgert.
Die Mariendistel wächst gern an warmen, trockenen Plätzen. Sie wird 60 bis 150 cm groß und trägt große grün-weiß marmorierte Blätter, die am Rand spießförmige gelbe Dornen aufweisen. Ebenfalls typisch für die Mariendistel ist der kugelförmige Blütenstand mit den purpurfarbenen Röhrenblüten. Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Aus den Blüten entwickeln sich braun-gefleckte Früchte (umgangssprachlich Mariendistelsamen genannt), die eine harte Schale und eine seidige, weiß glänzende Haarkrone (Pappus) besitzen.

Im Namen steckt das griechische Vokabel silybon oder silybos (=Quaste), womit eindeutig die auffällig violett leuchtenden kugelförmigen Korbblütenstände gemeint sind.
Bereits im Kräuterbuch des Adam Lonitzer (Lonicerus) von 1679 wird die Pflanze als Mittel „gut zu der entzündeten Leber“ empfohlen. Von der hl. Hildegard wird die Pflanze Carduus marianus genannt. Carduus war bei den alten Römern die Bezeichnung für bestimmte Disteln. Der Beiname marianus und der deutsche Name Mariendistel weisen auf eine alte Legende hin, nach der die weißen Streifen auf den Blättern von der Milch der Muttergottes herrühren sollen.

Verwendet werden die Früchte (so genannte Achänen; griech.: a chaino = nicht öffnen). Die Früchte werden ausgepresst, das fette Öl kann in der Nahrungsmittelindustrie weiterverarbeitet werden. Der Pressrückstand enthält die therapeutisch interessanten Verbindungen. (= Flavonolignane, die im Gemisch als Silymarin bezeichnet werden, außerdem fettes Öl und viel Eiweiß)

Silymarin ist ein aus den Früchten der Mariendistel (auch Christi Krone oder Lait de Notre Dame genannt) gewonnener Wirkstoff, der leberschützend, leberstärkend und entgiftend wirkt. Die Leberzellmembranen werden stabilisiert, die Regeneration von Leberzellen wird beschleunigt, zellschädigende freie Radikale (aggressive Sauerstoffverbindungen) werden abgefangen. Aufgrund dieser Effekte werden standardisierte Zubereitungen der Mariendistelfrüchte bei toxischen Leberschäden (etwa durch Alkohol oder Pilzgifte) und zur unterstützenden Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen (wie Hepatitis) und Leberzirrhose angewendet.

Die Wirksamkeit von Silymarin-haltigen Arzneispezialitäten ist bei toxischen Leberschädigungen gut belegt. Studien am Wiener AKH, in denen Patienten mit chronischer Hepatitis C ein Jahr zusätzlich zu der herkömmlichen Therapie auch mit Silymarin behandelt werden, zeigen Erfolge. Wirklich effektiv als Leberschutzmittel sind aber nur Fertigarzneimittel mit einem Mariendistelextrakt, der einen sehr hohen Gehalt an Silymarin aufweist. Außerdem ist Silymarin auch verdauungsfördernd, gallenflussanregend, blähungstreibend, krampflösend und fördert den Speichelfluss und die Bildung von Verdauungssäften.