Weihrauch Indischer

WL_Boswellia serrata Baum © Adobe Stock

Der Indische Weihrauch, Boswellia serrata, ist die medizinisch am besten erforschte Weihrauch-Art und seine therapeutische Wirksamkeit ist mehrfach nachgewiesen.

Weihrauch bezeichnet das Harz der Olibanumbäume (Burseraceae). Diese sind vorwiegend in Indien, Arabien (Oman), Nordafrika (Somalia, Äthiopien) und im Iran und Irak heimisch. Je nach Herkunftsland variieren dessen Inhaltsstoffe und somit die therapeutische Wirksamkeit. Als Hauptwirkstoffe gelten im Weihrauch lipophile Boswelliasäuren (können Blut-Hirnschranke passieren) und 5-10% ätherische Öle (Pinen, Phellandren, Olibanol, Limonen, Verbenon, ...). Ansonsten enthält das Harz noch Gummi (Polysaccharide) und verschiedene Schleim- und Bitterstoffe.

Die bekanntesten Olibanum-Arten sind Boswellia serrata, Boswellia carteri, Boswellia sacra und Boswellia papyrifera.

Boswellia serrata ist ein wichtiges Heilmittel in der ayurvedischen Medizin und wird von den Indern seit über 3000 Jahren sowohl innerlich, als auch äußerlich bei entzündlichen Erkrankungen und Nervenleiden verwendet.

Boswellia carteri wird auch als Weißer Olibanum bezeichnet, stammt hauptsächlich aus Afrika (Somalia) und wird überwiegend als Räucherstoff verwendet. Das Harz ist gelblich-weiß und verströmt ein süß-würziges Aroma.

Boswellia sacra ist das Harz desselben Weihrauch-Baumes jedoch aus dem Oman. Aufgrund geringer Ausbeute ist es nur selten zu bekommen und eines der teuersten Weihrauchharze.

Der meist zum Räuchern verkaufte Weihrauch stammt von der Art Boswellia papyrifera, dem Eritrea Weihrauch.

Diese Einteilung stellt nur eine sehr grobe Übersicht dar, da das Vorkommen der verschiedenen Weihraucharten keineswegs auf nur ein geografisches Gebiet beschränkt ist und auch mehrere Arten in einem Landstrich heimisch sein können. Häufig sind auch viele verschiedene Namen für eine Spezies gebräuchlich, da im Laufe der Jahre viele Botaniker bereits entdeckte Weihrauch-Arten für unbekannt hielten und diese neu benannten. Eine eindeutige Ordnung ist deshalb nicht möglich!

Weihrauch als Naturheilmittel ist nicht nur in Indien schon lange Zeit bekannt. Auch die Griechen wussten schon sehr früh um die Wirkung von Olibanum-Harz. Dies kann durch Aufzeichnungen in den hippokratischen Schriften belegt werden. In der westlichen Medizin empfahlen schon Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp die Verwendung von Weihrauch bei bestimmten Beschwerden.

Lange Zeit war das Baumharz dann hierzulande in Vergessenheit geraten, doch seit einigen Jahren besinnt man sich, aufgrund des allgemein steigenden Interesses an Naturheilmitteln, auch wieder auf den Weihrauch. In den letzen Jahren wurden zudem viele Studien durchgeführt, deren Forschungsergebnisse die therapeutische Wirksamkeit von Boswellia-Harzen belegen. Diese Tatsache hat nun zusätzlich auch viele Skeptiker vom großen Potential des Weihrauchs überzeugt.

1986 wurde eine Studie veröffentlicht (Singh/Atal), in der die eindeutig antiphlogistische, jedoch nicht direkt antipyretische und analgetische Wirkung von Weihrauch nachgewiesen wurde. Nebenwirkungen wie z.B. Magen- und Darmprobleme, die bei sonst üblichen Medikamenten (NSAR – nichtsteroidale Antirheumatika) häufig auftreten, konnten nicht beobachtet werden.

1987 berichten Knaus, Jordan und Wagner über ihre in vitro Versuche die zeigten, dass Weihrauch den Ablauf der Komplementkaskade in immunmodulatorischem bzw. immunsuppressivem Sinn beeinflusst. Das Komplementsystem gehört zum humoralen, unspezifischen Teil der Immunabwehr.

1991 gelang an der Universität Tübingen (Prof. Hermann Ammon) die Entschlüsselung der genauen Wirkmechanismen der Boswelliasäuren. Sie hemmen die Bildung von Leukotrienen, die am Entstehen von allergischen Reaktionen und entzündlichen Gelenks- und Atemwegserkrankungen beteiligt sind und verhindern, dass Entzündungen abklingen können.

Genauer:

Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure, die dem Körper vorwiegend über tierische Nahrungsmittel zugeführt wird. Der menschliche Organismus kann sie aber auch selbst über mehrere Umwandlungsprozesse aus pflanzlichen Fettsäuren bilden.

Als erster Schritt wird hierzu unter Einwirken des Enzyms Delta-6-Desaturase, die zweifach ungesättigte Linolsäure (Leinöl, Olivenöl, ...) in Gamma-Linolensäure umgewandelt. Ein weiteres Enzym synthetisiert daraus Dihomo-Gamma-Linolensäure, die dann als Ausgangsstoff für die Bildung von Prostaglandin E1 (Prostaglandin mit positiven Eigenschaften) und Arachidonsäure dient. Aus Arachidonsäure werden mit Hilfe der Enzyme 5-Lipoxygenase (5-LOX) und Cyclooxygenase (COX) verschiedene hormonähnliche Substanzen synthetisiert. Über 5-LOX sind es vorwiegend Leukotriene, die u. a. die Freisetzung hydrolytischer Enzyme, eine Erhöhung der Gefäßdurchlässigkeit, Phagozytose, das Zusammenziehen von Bronchien und Gefäßen und die Infiltration von Entzündungsgewebe durch Leukozyten bewirken. Mit Cyclooxygenase (COX) als Katalysator werden aus der Arachidonsäure Prostaglandin E2 (Prostaglandin mit unerwünschten Eigenschaften), Thromboxane und Prostazykline.

Im menschlichen Körper existieren mindestens 3 verschiedene Unterformen der Cyclooxygenase, welche als COX-1, COX-2 und COX-3 bezeichnet werden. Jede von ihnen kommt nur in bestimmten Körperzellen vor und ist entweder ständig oder nur bei Bedarf aktiv. Auch die Inhibitoren jeder COX-Form sind unterschiedlich. Die auf verschiedenen Syntheseschritten entstandenen Stoffe können gefäßerweiternd oder -verengend, blutverdünnend oder -verdickend, blutdruckregulierend, schmerzauslösend oder schmerzhemmend, entzündungsverstärkend oder entzündungswidrig wirken. Weiters beeinflussen sie die Entstehung von Fieber, die Regulation der Nierenfunktion und den Schutz der Magenschleimhaut vor der Magensäure.

Das Wirkprinzip des Weihrauchs liegt in einer selektiven Verminderung der Leukotriensynthese durch Hemmung des Enzyms 5-Lipoxygenase (5-LOX). Weihrauch reduziert bei chronischen Entzündungen die totale Leukozytenanzahl und den Anstieg polymorphkerniger Leukozyten (Granulozyten) im Entzündungsgewebe. Auch die Hemmung der Antikörpersynthese wurde festgestellt.

Im Vergleich dazu hemmt Kortison den gesamten Umwandlungsprozess aus den pflanzlichen Fettsäuren und somit auch die Bildung der gesundheitsfördernden Substanzen. NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) hemmen zwar selektiv das Enzym Cyclooxygenase und unterbinden so die Synthese von Prostaglandin E2, Thromboxanen und Prostazyklinen, die Freisetzung von Leukotrienen geht aber ungehindert weiter.

1996 gelangten Forschungsergebnisse (Simmet, Heldt, Winking) an die Öffentlichkeit, die den äußerst positiven Effekt von Weihrauch auf Gliablastome und Astrozytome zeigten. In dem sehr kurzen Zeitraum von nur einer Woche war bei den Patienten, die täglich ein Präparat mit Weihrauchextrakt bekamen, ein deutlicher Rückgang des peritumoralen Ödems und in 50% der Fälle auch eine erhebliche Nekrose des Tumorgewebes zu verzeichnen. Professor T. Simmet spricht von einer deutlichen Hemmung des Tumorwachstums.

2001 wurde in der „Zeitschrift für Phytotherapie" eine Studie zur Therapie des aktiven Morbus Crohn mit einem Boswellia serrata-Extrakt veröffentlicht. Durchgeführt wurde die Studie von H.Gerhardt, F.Seifert und P.Buvari (Colitis-Crohn-Ambulanz am Universitätsklinikum Mannheim), H.Vogelsang (Universitätsklinik für Innere Medizin IV, Wien) und R.Repges (Klinikum der RWTH Aachen). Unter kontrollierten Bedingungen wurde im Rahmen eines randomisierten, doppelblinden Parallelgruppenvergleichs die entzündungshemmende Wirkung bei Morbus Crohn nachgewiesen.

Auch bei anderen Erkrankungen, die mit einer Entzündung einhergehen, z.B. rheumatoide Arthritis, Neurodermitis, Colitis ulcerosa, Asthma bronchiale, Cystitis (interstitielle), Hirntumore (Gliablastome, Astozytome), Hashimoto-Thyreiditis, multiple Sklerose, usw., konnten Erfolge verzeichnet werden.

Betrachtet man die Ergebnisse der verschiedenen Studien und Forschungsarbeiten kann zusammenfassend gesagt werden, dass Weihrauch bei entzündlichen Gelenkserkrankungen Begleiterscheinungen wie Morgensteifigkeit, Schmerzen und Schwellungen verbessert, bei entzündlichen Darmerkrankungen Bauchkrämpfe, Durchfälle und Blähungen lindert und bei jeder chronischen Entzündung hilfreich ist.

Sonstige Namen für diesen Wirkstoff

Boswellia serrata